Gebetskärtchen

Asiatische Gelassenheit ist eine Tugend die geübt werden will. Bei der Einreise in Jakarta hat man viel Gelegenheit dazu. Erst gilt es an der Visumskasse anzustehen, um seine 25 Dollar gegen ein Stück Papier einzutauschen, mit dem nach weiterem Anstehen an den wenigen besetzten Immigration-Countern das Visum zu bekommen ist. Danach folgt die Schlacht um das Gepäck und anschließend eine weitereendlose Schlange vor der Zollkontrolle. Zwei Stunden für dieses Prozedere und die nächste Schlange droht am Taxistand. In 45 Minuten geht mein nächster Flug vom Terminal zwei Kilometer entfernt. Mission Impossible eigentlich. Ein illegales Taxi ist die letzte Chance, so dass ich eine halbe Stunde vor Abflug in den Inlandsflugterminal stolpere und den nächst besten Offiziellen um Hilfe bitte. An allen weiteren Schlangen vorbei schaffe ich es, das Gepäck aufzugeben und durch die Kontrollen zum Gate. Passend zum Boarding. Eigentlich. Dieses wurde gerade abgebrochen wegen Unwettern über Yogyakarta. Da ist sie wieder, die asiatische Gelassenheit. Irgendwo hier am Gate 4, zwischen ahnungslos lächelnden Mitarbeitern, wild spielenden Kindern, fremden Gerüchen, lachenden Gesichtern unter bunten Kopftüchern und der kleinen Flughafenmoschee. Das Lächeln verschwindet nur ein wenig beim stürmischen Landeanflug, wenn die Gebetskärtchen aus den Sitztaschen der Lion Air Maschine gesucht werden. Für so ziemlich jede Religion ist da was bei.
Mit zwei Stunden Verspätung erreiche ich im Dunkeln dann also mein erstes Ziel. Yogyakarta. Willkommen in Indonesien.

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