Der Herr der Fliegen

Der Weg zur Toilette ist versperrt. Der Dauerregen in der Nacht hat den Boden aufgeweicht und einige Bäume umstürzen lassen. Ich nehme den Umweg durchs schlammige Gemüsebeet. Dies sollte ein Vorgeschmack auf den heutigen Trekkingtag werden. Untu, der Träger, bringt frittierte Kartoffelecken, Bananen und Brot zum Frühstück. Die Papuaner scheint der Regen nicht weiter zu stören. Die Kinder schneiden auf der großen Dorfwiese Grasbüschel mit Messern und Macheten. Getrocknetes Gras wird für die Dächer, wie für den Erdofen verwendet Für das Gras scheinen die Kinder zuständig. Überhaupt übernehmen die Kleinen sehr früh verschiedene Aufgaben. So tragen die kleinen Mädchen selbstverständlich ihre kleinen Geschwister in einem Tuch auf dem Rücken.
Die erste Stunde führt über aufgeweichte Pfade, die von glücklichen Schweinen zusätzlich umgepflügt wurden. Die Fliegen machen heute keinen großen Unterschied mehr zwischen Guide, Träger und Tourist, offenbar hat sich mein Geruch dem der Gruppe angepasst. Ich versuche mir mit Moskito-Repellent einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Heimlich habe ich ja schon geschummelt, indem ich meinem Guide den signalgelben Packsack gegeben habe. ALLE Insekten lieben Gelb. Aber unser Träger mit seinen offenen Wunden an den Beinen führt das Landepisten-Ranking dieser Plagegeister weiterhin knapp an. Es geht hinab zum Fluss Mugi, über den eine Hängebrücke aus Holz, Lianen und Baumrinden führt. Ein beeindruckendes Bauwerk. Der Regen hat zum Glück nachgelassen und hinterlässt angenehm kühle Luft für den steilen Anstieg der nächsten Stunden. Vorbei an zahlreichen Dörfern mit ihren hölzernen Kirchen irgendwelcher Evangelikalen, führt der steinige Weg über den Berg ins Nachbartal, zurück ins Baliem-Valley. Bereits nach etwas mehr als vier Stunden erreichen wir unseren Übernachtungsstop in Seima. Der Ort ist jedoch nicht mehr sehr traditionell, es stehen mehr hölzerne Häuser als Honais und Wamena ist wenige Stunden entfernt. Ich treffe die Entscheidung weiterzugehen und den Trek heute abzuschließen.
Ein letztes Mal queren wir den Baliem über eine Hängebrücke. Vor einigen Jahren fiel ein japanischer Tourist in den Baliem, als eines der Holzbretter brach, während er sich über die Brüstung lehnte um ein Foto zu machen. Der Guide hat sich aus dem Staub gemacht und die Ehefrau völlig verzweifelt allein gelassen. Die Leiche wurde nie gefunden. Einige Kilometer weiter steht mittlerweile eine neuere Brücke, gebaut von der japanischen Familie. Nach wenigen Stunden erreichen wir den Asphalt und schließlich auch ein wartendes Sammeltaxi. Nach einer halben Stunde sind genügend Fahrgäste eingestiegen und das Bemo setzt sich in Bewegung. Zurück am Hotel, bezahle ich den vereinbarten Lohn und etwas Trinkgeld, die eingesparte Verpflegung wird in der Familie unseres Trägers sicherlich Verwendung finden und meinem Guide Itung schenke ich meinen Schlafsack.

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