Geräuchertes

Der junge Fahrradrikscha-Fahrer wußte nicht so recht, was der indonesisch stotternde Tourist eigentlich wollte, aber irgendwie hat es dann doch geklappt und finde mich auf dem Platz vor der Stadt wieder, der den verheißungsvollen Namen Terminal Jibama trägt. Nun, Terminal ist bekanntermaßen ein dehnbarer Begriff und so handelt es sich bei dem Busbahnhof in Wirklichkeit um eine großflächige Ansammlung schrottreifer Minibusse mit schlafenden Fahrer und geduldig wartender Fahrgäste. Ich finde ein Bemo (Minibus), das nach einiger Zeit auch Richtung Norden nach Jiwika fährt.
In einem Dorf bei Jiwika wird die schwarz geräucherte Mumie von Wimontok Mabel aufbewahrt, einem mächtigen Stammesführers der vor 350 Jahren gelebt hat.
Auf Nachfrage und gegen einen kleinen Obolus holen die Dorfbewohner ihre Mumie aus der Hütte in der sie aufbewahrt wird. Mumifiziert hat man seinerzeit bedeutende Männer um etwas von ihrer Macht zu erhalten. Zumindest für die Dorfbewohner stellt die Macht von Wimontok Mabel heute noch eine ganz verlässliche Einnahmequelle dar. Zumindest solange der Gute nicht zu schwarzem Staub zerbröselt ist. Aber für das Alter ist die Mumie tatsächlich recht gut erhalten. Die Mumifizierung wurde wohl hauptsächlich durch Trocknen und Räuchern des Körpers erzielt. Für einen kleinen Obolus holen die Dorfbewohner die Mumie ans Tageslicht und lassen sich mit dem Körper ablichten. Den alten Frauen fehlen fehlen zahlreiche Gliedmaßen an den Händen. Das Abschlagen eines Fingergliedes war lange Zeit Ausdruck der Trauer über den Verlust eines Angehörigen.

Ich verabschiede mich und begebe mich zu Fuß auf den Rückweg nach Wamena. Das Bemo was mich aufgabelt hat bereits 20 Passagiere an Bord, ach ja und der strampelnde Sack der auf meinem rechten Oberschenkel ruht kommt noch dazu, somit sind es mit mir 21 Personen und ein gestresstes Schwein. Die nächste halbe Stunde hoffe ich, dass das Schwein Ausflüge dieser Art bereits gewohnt ist und, wenn schon nicht aus Furcht, hoffentlich auch nicht aus Protest mit der Entleerung von Darm oder Blase anfangen wird.
Zurück in Wamena nehme ich den selben Weg wie das Schwein und beschließe mein heutiges Programm mit einem Marktbesuch, bevor ich nachmittags langsam meinen Rucksack packen muss. Morgen geht es zurück nach Jayapura.
Ein abendlicher Besuch bei Mister Fuji, einem Japaner, der hier das einzige Internetcafe betreibt, bringt leider nicht die gewünschten Erfolge. Bits und Bytes werden hier noch einzeln durch die Leitung geschubst. Das Laden einer Internetseite dauert Minuten und mit dem Fotoupload komme ich nicht voran. Fotos kann ich also erst in den nächsten Tagen hochladen.
Wie sich der Spagat zwischen Steinzeit und Internetzeitalter für die Jugendlichen hier im Internetcafe wohl anfühlt? Keine dreißig Kilometer weiter südlich graben Menschen heute noch ihre Äcker mit Steinäxten um, während ihre Kinder in der Stadt während der Schulpause auf Facebook surfen. In ein paar Jahren wird vieles von dem was heute noch lebendige Tradition ist nur noch Folklore sein.

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