Es ist kurz nach fünf Uhr morgens und ich bin doch wegen der Vögel auf den Beinen. Freiwillig oder nicht sei dahin gestellt. Ein großer Schwarm grüner Papageien hat den Baum neben meinem Bungalow als Schlafplatz auserkoren. Da Papageien weder als ausgeprägte Langschläfer bekannt sind, noch dafür, vorzugsweise in Gebärdensprache zu kommunizieren, wird es sehr früh sehr lebhaft. Neben den roten Aras, die hier ebenfalls die Nacht verbringen wirken die anderen Papageien zwar fast klein, sind dafür, wie soll ich sagen, stimmlich präsenter. Kennt man ja von Hunden und solchen die es sein wollen.
Die Früchte auf dem Baum haben es den Aras wohl angetan, unterbrochen von unaufgeregtem Gekrächze, wird erstmal ausführlich gefrühstückt während die grünen Artgenossen schon längst das Weite gesucht haben. Aras leben monogam und bleiben wohl während ihres gesamten Lebens mit einen Partner zusammen. Vorsichtig füttern sie sich gegenseitig mit hochgewürgtem Essen. Das muss wahre Liebe sein.
Ich verzichte auf Erbrochenes und suche mir eine Panaderia fürs Frühstück in der Hoffnung auf Pancakes, nicht jedoch ohne zuvor ausgiebig einige von den gefiederteren Terroristen zu fotografieren, die meine Träume mit lautstarkem Geschwätz unterbrochen haben.
Bahia Drake ist zwar immer noch relativ abgeschieden und grenzt unmittelbar an den Nationalpark Corcovado, gänzlich einsam ist man hier jedoch nicht mehr. Allerdings ist es auch alles andere als überlaufen und die Mischung aus ein wenig touristischer Infrastruktur und dem Regenwald direkt vor der Haustür gefällt mir ganz gut. Echtes Abenteuer sieht zwar anders aus aber unterschätzen sollte man den Wald mit seinen Bewohnern nicht. Es ist und bleibt Regenwald mit einigen wunderbar getarnten unfreundlichen Zeitgenossen. Aber eben auch mit herrlich bunten Vögeln, wunderbaren Dschungelorchester zur Nacht und entferntem Meeresrauschen. Und draußen in der Bucht ziehen jährlich Buckelwale und Orkas vorbei.
Das Speedboot hierher benötigt etwa zwei Stunden durch die Mangrovenwälder, bevor es waghalsig durch die Brandung manövrieren muss um vom Fluss Rio Sierpe aufs offene Meer zu gelangen. In der Bucht selbst gibt e noch keinen Anlegesteg, die letzten Meter müssen durch zu Fuß durchs Wasser zurückgelegt werden. Einige traumhafte Buchten in der näher laden zwischen schroffen Felsen zum Baden ein und teure Eco-Lodges sind an die bewaldeten Hänge gebaut.
Am späteren Abend mache ich mich auf, die Bachläufe und Wälder in der Umgebung mit einem Guide zu erkunden. Gummistiefel sind immer noch die erste Wahl für den Regenwald, die Costa-Ricanische Dame von Welt trägt sie jedoch auch gerne in Braun mit farblich abgestimmten Kniestrümpfen, wie ich heute morgen beobachten konnte. Schwarz kann schließlich jeder.
Nachts kommen all die Kreaturen zum Vorschein, die tagsüber ruhen und unsichtbar sind. Frösche in allen Farben sind zu entdecken und Spinnen in geringerer Farbenvielfalt dafür in beliebiger Größe. Leider zeigt sich auch heute wieder keine einzige Schlange. Vielleicht habe ich morgen mehr Glück wenn ich in aller Frühe mit dem Boot zur Rangierstation La Siena im Corcovado Nationalpark aufbreche.
1 Comment