Prahok und Plastikmüll

Asiens Märkte ziehen mich immer noch magisch an. Hier werden Schuhe verkauft wenn einen Meter entfernt Fische ausgenommen werden, Näherinnen arbeiten neben Obstverkäufern und Motorradteile für die allgegenwärtige Honda Dream, dem VW Käfer Asiens, werden neben chinesischen Haushaltsartikeln verkauft. Schweineköpfe starren dabei teilnahmslos auf die Ventilatoren an der Decke, die schon seit Jahren nicht mehr laufen und nebenan erstreckt sich der touristische Wahnsinn von Schals über T-Shirts, Buddhaköpfen, Hängematten und Tee. Same, same – but different. Den Spruch kennt hier jeder. Irgendwo haben stets die chinesischen Händler ihre Stände, die über Generationen den Handel mit Gold und Steinen beherrschen, ebenso wie deren Imitate. Jedes Land hat zudem seine Eigenheiten uns Spezialitäten. In Kambodscha ist dies vor allem Prahok, eine Paste aus zerstoßenem und fermentierten kleinen Fischen aus dem nahen Tonle Sap See, farblich nahe beim Thunfischfilet aus der Dose allerdings mit silbernen Lamettastückchen drin und geruchlich wieder beim Thunfisch, allerdings nach vier Wochen Stromausfall im Kühlschrank. In homöopatischen Dosen jedoch gut als Gewürz für diverse Khmergerichte geeignet. Die breite Masse der Bevölkerung kann sich aber frischen Fisch als Eiweißquelle auch kaum leisten,
so dass Prahok mit Reis hier ein essentieller Bestandteil der täglichen Nahrung ist. Ich belasse es bei einigen Schnupperproben auf dem Markt. Bei einem Kaffee lerne ich einen indischen Augenarzt und seine Frau aus Neu Delhi kennen, denen ich mit ein paar Ideen außerhalb der Haupttempel weiterhelfen kann. Nach ein paar Tagen Akklimatisierung bin ich heute in der passenden Laune für einen morgendlichen Marktbesuch. Das ist wichtig, denn Märkte, speziell touristische Märkte sind anstrengend. Schließlich will ja was verkauft werden. Mit viel Freundlichkeit und einem Lächeln lässt sich aber leicht jedes hartnäckige Verkaufsangebot abwimmeln und nebenbei mit ein wenig ehrlichem Interesse am Leben der Menschen, schöne Eindrücke sammeln, auch wenn jemand mal nicht fotografiert werden möchte. Nachmittags habe ich mir ein Tuk-Tuk zum Dorf Treak organisiert, um mit einem Führer einiges über das Dorfleben zu lernen. Wenige hundert Meter vom alten französischen Zentrum Siem Reaps entfernt, endet die asphaltierte Touristenidylle und es beginnen die bekannten roten Staubpisten, die das Land durchziehen und die Probleme des Landes werden sichtbar. Armut, Wasserversorgung, Bildung, Gesundheit, Müll, Minen – einmal quer durch die Bank. Das Dorf wird durch eine Hilfsorganisation unterstützt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat die Familien mir Reis dafür zu unterstützen, dass sie Plastikmüll sammeln und diesen in alte Plastikflaschen stopfen. Diese wiederum dienen als stabiles und billiges Füllmaterial für Häuserwände. Ein spannendes und nicht zu kompliziertes Projekt. Zusätzlich haben die Familien Wasserfilter bekommen um Krankheiten und die Kindersterblichkeit zu senken. Minen sollen im Dorf kein Problem mehr darstellen. Mein Guide ist im Alter von vierzehn Jahren allerdings selbst zum Opfer geworden. Auf dem Schulweg ist sein bester Freund neben ihm auf die Mine getreten und tödlich verletzt worden. Er selbst hat nicht nur seinen Freund verloren, sondern auch den rechten Unterschenkel. Im Dorf gibt es einen alten Tempel aus den Anfängen der Angkor Zeit, daneben ein Kloster mit viel Einfluss auf die umliegenden Dörfer. Der Tempel ist in schlechtem Zustand, das alte Eingangstor ist allerdings ein sehr wichtiger Ort, an dem ein mächtiger Geist, Neak Ta wohnt, dem einmal im Jahr eine aufwändige Zeremonie gewidmet wird um die Reisernte abzusichern und die Geisterwelt um Wohlwollen zu bitten.
Vor jedem Haus steht selbstverständlich auch ein kleiner Geisterschrein. Frauen ist es beispielsweise nicht gestattet während eines Hausbaus das noch unfertige Haus zu betreten. Anders als bei uns wollen die Männer aber nicht etwa in Ruhe ihr Bier trinken, sondern es gilt sehr darauf zu achten die Geister nicht zu entzürnen. Bis die Frau das Haus betreten und auch darin übernachten darf, sind zwei aufwändige und langwierige Zeremonien notwendig.
Morgen Mittag werde ich mein sehr empfehlenswertes Guesthouse „The Villa Siem Reap“ verlassen und mit einer Zwischenlandung in Pakse auf laotischer Seite der Grenze nach Luang Prabang weiterreisen

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