Yogya

Der Frühe Vogel kann mich heute mal. Der Regen hat aufgehört, die Schwüle ist jedoch geblieben.
Der Muezzin konnte nicht gegen meine Ohrstöpsel anschreien, dennoch war die Nacht unruhig. Meine innere Uhr steht immer noch auf dem Kopf, als ich das Hostel verlasse. Ein Becak-Fahrer bringt mich mit langsamen Pedaltritten näher an das touristische Zentrum von Yogyakarta. Die wenigen Worte Indonesisch machen sich schon am ersten Tag bezahlt. Die Sprache öffnet die Herzen, so heißt es. Und so folgen bei jedem Gespräch ein paar gut gemeinte Ratschläge um den den üblen Touristenfallen aus dem Weg zu gehen. Nach einer obligatorischen Batik-Ausstellung lasse ich mich durch das Gewühl der Einkaufsstraße Jalan Malioboro heruntertreiben.
Lautstarker Protest und düstere Plakate auf der Straße gegen den frisch aufgeflammten Gazakonflikt, lassen mich abwartend eine Kaffeepause einlegen. Gaza darf von mir aus gerne in den nächsten Wochen wieder zur Ruhe kommen. Versprengte Demonstranten mit Gitarre und Spendensammlung, denen ich später begegne, scheinen durchaus friedlich, aber erhitzte Menschenansammlungen meide ich eigentlich immer.
Nach ein paar Stunden bin ich jedoch sehr entspannt, was das Gefühl hinsichtlich der öffentlichen Sicherheit anbelangt und so durchstreife ich die Gassen von Yogya zwischen den Märkten und Moscheen. Auf dem Vogelmarkt wird allerlei Getier feilgeboten, was europäischen Tierschützern sicher die Tränen in die Augen treiben würde. Singvögel für Wettbewerbe, Tauben, Kampfhähne und Papageien reihen sich in engen Käfigen neben Reptilien, Skorpionen, Albino-Igeln, Streifenhörnchen sowie Hunden und Katzen. Bunt eingefärbte Küken setzen dem ganzen die Krone auf.Als Europäer sollte man jedoch stets bedenken, dass es zahlreichen Menschen in Indonesien gibt, denen es nicht sonderlich besser geht. Und so lange das Land andere Probleme hat, sieht beim Tierschutz hier niemand Handlungsbedarf. Wie hart viele Menschen letztendlich für das eigene Überleben arbeiten müssen, sieht man nicht nur auf den Reisfeldern vor der Stadt, sondern auch auf den vielen Baustellen und nicht zuletzt auch an den Fahrradrikscha-Fahrern, die sich im hohen Alter noch auf den Sattel schwingen müssen.

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