Nachdem mein Weiterflug auf die Insel Flores kurzfristig gestrichen wurde, habe ich einen Tag auf Bali verbracht um am nächsten Morgen nach Labuan Bajo zu fliegen. Hier herrscht entspannte Nebensaison, es sind ein paar Dutzend Touristen in der Stadt, vor allem um die Unterwasserwelt des Komodo Nationalparks zu erkunden und natürlich Komodo selbst. Den Tag meiner Ankunft verbringe ich damit, meine Weiterreise nach Lombok zu organsieren und natürlich die geplante Wanderung auf einer der Inseln, auf denen die Komodowarane leben. Der Blick von meinem Guesthouse auf den Sonnenuntergang über der Bucht lässt entspannte Urlaubsatmosphäre aufkommen.
Die letzte Woche meiner Reise werde ich entspannt angehen.
Früh am Morgen legt mein gechartertes Boot zur Insel Rinca im Komodo Nationalpark ab. Das Meer ist ruhig auf der zweistündigen Fahrt zwischen den kleinen vorgelagerten Inseln nach Rinca. Neben Komodo ist dies der beste Platz die riesigen Echsen hier in freier Natur zu erleben. Über drei Meter lang und und 130 kg schwer werden die Tiere, die bis zu einem Alter von drei Jahren auf Bäumen leben um nicht von ihren Artgenossen verspeist zu werden. Dabei ernähren sie sich von Insekten und anderen Echsen. Erst danach wagen sich die Jungtiere auf den Boden, auf dem sie den Rest ihres Lebens verbringen werden. Komodos liegen meist regungslos und auf den ersten Blick träge im Schatten und warten auf geeignete Beute. Sie sind aber in der Lage sich ausgesprochen schnell fortzubewegen um ein Beutetier zu reißen. Auf der Speisekarte stehen die hier wild lebenden Büffel, Timorhirsche, Wildschweine, Affen und Aas. Der Biss eines Komodowarans ist selbst für große Tiere wie einen ausgewachsenen Büffel tödlich. Die Tiere produzieren über Drüsen ein Gift, dass in die Wunde eindringt und gemeinsam mit den Bakterien im Speichel der Aasfresser zu einer Blutvergiftung führen. Komodos brauchen also nur warten bis das angegriffene Tier nach Tagen verendet. Mit ihrem hervorragenden Geruchssinn können sie ihre Beute auf Kilometer aufspüren.
Die hier lebenden Menschen werden zwar selten, ab dennoch hin und wieder ebenfalls Opfer von Attacken. Seit Generationen errichten sie daher ihre Häuser auf Stelzen. Vor ein paar Jahren ist hier auch ein Ranger nach einem Angriff gestorben, andere wurden angegriffen, haben aber überlebt.
Der erste Komodowaran, der mir begegnet ist ein Jungtier von vielleicht vier Jahren, das meinen Weg kreuzt. An der Rangerstation liegen bereits mehrere ausgewachsene Tiere unweit der Küche. Der Geruch von Essen zieht sie magisch an. Mit einem Ranger als Guide, beginne ich meine Wanderung über Rinca. Neben einem ausgetrockneten Flußbett liegen um diese Zeit einige Nester mit Eiern der Warane. Den Vertiefungen im Boden zu nahe zu kommen ist nicht ratsam, da die Weibchen die Eier über Monate bewachen. Neben Waranen gibt es auf den Inseln zahlreiche kleinere Echsen und diverse Schlangenarten. Im weiteren Verlauf gelangen wir an Abschnitte des Flussbettes, die noch ein wenig Wasser führen und von Wasserbüffeln aufgesucht werden. Ein ideales Jagdrevier für die Warane. Und tatsächlich finden wir ein ausgewachsenes Tier das sich zwischen Wurzeln an der Uferböschung in eine Erdhöhle zurückgezogen hat. Unweit davon steht ein Büffel im Wasser. Da das Tier so liegt, dass es nicht hervor schnellen kann, kann ich ein paar Fotos von den gewaltigen Krallen aus der Nähe machen. Wir folgen dem Gewässer und schrecken mehrere Büffel aber auch einige Warane auf, die offensichtlich einen der Büffel als Ziel haben. Die Warane ziehen sich ein Stück zurück und beobachten uns. Oberhalb der Böschung, hinter einem Baum kann ich nah genug an die Tiere heran um einige Fotos zu schießen. Man kann gut den zähen Speichel der Warane erkennen wenn sie das Maul in Stück öffnen. Mit ihren entfernten Verwandten, den Eidechsen, haben die gewaltigen Echsen wahrlich nicht mehr viel gemein. Die eindrucksvolle Größe wird deutlich wenn man auf einem der Fotos genau hinschaut. Dabei kann man eine Eidechse erkennen, die über den Bauch eines ausgewachsenen Komodowarans läuft. An dieser Stelle dem engen Flussbett weiter zu folgen wäre zu gefährlich, wir setzen die Wanderung daher über die offene Savanne fort. Gräser, Dornbüsche und vereinzelte Palmen prägen die Landschaft. Dies ist einer der trockensten Teile Indonesiens. Die Regenzeit hat zwar langsam begonnen, was etwas Abkühlung bringt, dennoch klettert das Thermometer heute Mittag auf über vierzig Grad. Nach drei Stunden erreiche ich mein Boot, um die Rückfahrt nach Labuan Bajo anzutreten. Nicht ohne zuvor noch an einem der vielen Riffe ein wenig schnorcheln zu gehen.
Als wäre das nicht Abkühlung genug, braut sich über Flores eine Gewitterfront zusammen. Ein Stakkato aus Blitzeinschlägen über dem Hügel empfängt mich bei der Hafeneinfahrt und mit einem herbeigewunkenen Motorrad erreiche ich mein Zimmer im Bagus-Bagus Homestay noch kurz bevor die Welt untergeht.