Der Mekong fließt ruhig aber doch beeindruckend breit an den dicht bewaldeten Berghängen vorbei. Das kleine Holzboot kämpft gegen die Stromschnellen zwischen den Felsen an und verwindet sich bei jedem Strudel bedenklich. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt zu einem der bedeutendsten buddhistischen Kultstätten in Nordlaos, den Höhlentempeln von Tham Ting. Vermutlich weil der Name bei Touristen ein erhebliches Verwechselungspotential mit dem englischen Wort something aufweist, hat sich wohl die Bezeichnung Pak-Ou, Mündung des Flusses Ou, durchgesetzt. In den Höhlen befinden sich hunderte kleine Buddhaststuen, die hier über Jahrhunderte von Pilgern und Bootsleuten hergebracht wurden, viele davon aus Holz und in schlechtem Zustand. Leider ist die kleine Höhle mittlerweile auch bei Touristen ein beliebtes Ausflugsziel von Luang Prabang aus. Dennoch ist der Anblick des Tempels oberhalb des Mekongs faszinierend. Dass gerade hier am Zufluss des Ou in Mekong ein solcher Tempel errichtet wurde erscheint einleuchtend, schließlich ist der mächtige Strom nicht nur ein Sinnbild für Südostasien, sondern bis heute Lebensader des Landes. Fische, Muscheln und Algen zählen zu den Grundnahrungsmitteln und an den fruchtbaren Ufern, auf dicken Sedimentschichten werden alle Arten von Gemüse angebaut. Noch heute werden viele Waren auf dem Fluss transportiert, auch wenn Straßen überall im Land eine größere Bedeutung erlangt haben. An den Ufern stehen einfache Holzhäuser auf Stelzen und sehen dabei, genau wie ihre Bewohner, fast ein wenig stolz aus. Zurück in Luang Prabang, wo der Nam Khan auf den Mekong trifft bietet sich am Abend ein wunderbarer Blick auf den Sonnenuntergang über dem gemächlichen Treiben auf dem Fluss. Über eine Bambusbrücke hinweg gelangt man zu ein paar Felsen auf dessen Spitze einige grobe Holzblöcke neben einem gefüllten Kühlschrank zum Verweilen einladen. Am anderen Ufer brechen gelegentlich Teile der steil abfallenden Sedimentschicht mit einem Klatschen ins Wasser, das sich sonst nur durch ein leises Gurgeln der Stromschnellen bemerkbar macht. Von irgendwo ertönt eine dumpfe Klosterglocke und mahnt zum Gebet. Nebenan schreit ein Baby, irgendwie leiser, laotischer als anderswo auf der Welt. Einer der Novizen in orangenem Umhang bringt mir ein Bier. Ich glaube, ich bin angekommen.
Die Glocken die zum Gebet rufen sind nun, nach Sonnenuntergang in jedem der vielen buddhistischen Klöster zu hören. Auf leisen Sohlen kann man dem abendlichen Gebet beiwohnen und beobachten, dass Mönche auch nur Menschen sind. Wie überall auf der Welt gibt es jemanden der zu spät kommt, einen der lieber mit dem Hund spielt als zu beten und einen der noch schnell eine wichtige SMS in sein Handy tippen muss. Aber mit ein wenig Übung geht all dies bei rhythmischem Gesang noch ganz gut nebenbei und erst wenn die ersten Verbeugungen vor der eindrucksvollen goldenen Buddha-Figur beginnen, der Rauch der zahllosen Räucherstäbchen in die Nase steigt, beginnt auch der letzte sich in sein Gebet zu vertiefen. Der Weg zum Nirvana ist steinig.